Unterwegs mit Armeeseelsorger S. Krauer

Stephan Krauer ist Armeeseelsorger. In seinem militärischen Alltag spricht er mit Soldaten und Kader, berät sie in persönlichen Angelegenheiten und trifft sich regelmässig mit der Truppe.

CUMINAIVEL hat den Armeeseelsorger begleitet.

Die meisten von uns machen es wohl so: Den Batch bei der Wache vorweisen und sofort weitergehen. Vielleicht reicht es noch knapp für ein „Morga zäma“ oder für ein „Merci“. Nicht so bei Hptm Stefan Krauer. Als Armeeseelsorger bleibt er stehen, verweilt einige Minuten bei der Wache und kommt mit ihnen in das Gespräch. Krauer will wissen, wie es den Soldaten geht. Es ist merklich zu spüren; sie freuen sich über den Besuch des Armeeseelsorgers. Schon ist jetzt klar: Der Dienst der Armeeseelsorge wird geschätzt und ist wichtig. Dann geht es weiter. Nächster Halt von Krauers Tour durch den Einsatzraum ist eine Truppenunterkunft. Die Soldaten erkennen ihn sofort. Sie winken ihm zu. Wieder kommt es zu einem spannenden Gespräch. Auch wird gescherzt und gelacht. Der Besuch des Armeeseelsorgers mache das lange Rumstehen gleich viel einfacher, sagt ein Soldat begeistert.

Hptm Krauer kennt als Armeeseelsorger des Infanteriebataillon 65 (Inf Bat 65) viele Soldaten aus früheren Wiederholungskursen (WK). „Regelmässige Besuche sind wichtig, um den Kontakt aufrechtzuerhalten und um die Stimmung zu spüren, die in der Truppe herrscht“, sagt er. Es vereinfacht mögliche Seelsorgespräche, wenn man sich kennt und weiss, was für eine Stimmung in der Truppe herrscht. Für die Stimmung der Truppe interessiert sich auch das Kommando Operationen, für das Krauer nach jedem Wiederholungskurs einen Bericht abgeben muss. An dieser Stelle betont Krauer: „Dabei halte ich mich immer an die Regeln von Anonymität und Verschwiegenheit“, sagt Krauer. „Wer mir persönliche Dinge anvertraut, kann sicher sein, dass ich diese nicht weitergebe.“ Die Ausnahme bestehe darin, wenn die Person eine Weitergabe des Gesagten zulässt. Das ist manchmal notwendig, wenn zusätzliche Hilfe beigezogen werden muss, so Krauer.



Gespräche über verschiedene Themen

Als Armeeseelsorger ist Hptm Krauer für alle Angehörigen des Inf Bat 65 zuständig, die in einem persönlichen Gespräch über ihre Sorgen oder Nöte sprechen wollen. Hier hat Krauer als Armeeseelsorger – unabhängig von Dienstgrad, Religion oder Herkunft – ein offenes Ohr für alle. „Reden hilft, die Gedanken zu ordnen und zu entwirren. Es ist wie bei einem verdrehten oder verknoteten Kabel“, sagt der Hauptmann, der im zivilen Leben als reformierter Pfarrer in Oetwil am See und Mönchaltorf arbeitet. „Durch offenes Sprechen können sich die Knoten lösen.“ In den Gesprächen gehe es aber meistens nicht um religiöse Themen. „Am häufigsten werden Probleme aus den Bereichen Familie, Job oder Beziehung angesprochen, welche durch die besondere Situation im WK ein anderes Gewicht bekommen“, so Krauer. Auch finanzielle Schwierigkeiten kämen regelmässig vor.

Das primäre Ziel eines Seelsorgegesprächs sei, dass jemand etwas loswerden möchte. Dazu gehöre vor allem genaues Zuhören und das Ernstnehmen des Gegenübers, sagt Krauer, der seit 2019 Armeeseelsorger ist. „Als Armeeseelsorger versuchen wir, auch Alternativen und Varianten zur aktuellen Lebenssituation zu sichten. Denn in persönlichen Krisen ist der Mensch schnell überfordert und braucht Hilfe. Es fehlt uns dann der Blick für mögliche Varianten und Lösungsfindungen. Wir sind es uns auch nicht gewohnt, für jede Situation im Alltag eine Eventualplanung im Hosensack zu haben“, erklärt er. Über die persönliche Eventualplanung spricht der Armeeseelsorger auch in seinem Wort zum Sonntag (siehe QR-Code unten).

Eine Feier am Dienstwochenende

Für die Gespräche mit den Armeeangehörigen ist Hptm Krauer während des Assistenzdienstes zugunsten der Sicherheit am WEF viel und oft unterwegs. Denn die Kompanien des Inf Bat 65 sind im gesamten Einsatzraum stationiert.

Neben Besuchen auf den Standorten der Truppen führt der Armeeselsoger auf Wunsch der Armeeangehörigen auch religiöse Feiern wie etwa Andachten oder Feldgottesdienste durch. Das sei vor allem dann der Fall, wenn die Truppe über das Wochenende im Einsatz ist und nicht nach Hause gehen kann. Solche Feiern seien freiwillig und offen für alle, die kommen wollen, sagt Krauer.

Ansprechperson für alle

Als Armeeseelsorger ist Hptm Krauer für alle im Dienst stehenden Personen da. „Es ist egal, wer welche Funktion hat und wer welchen Grad trägt. Zu mir dürfen sie alle kommen und ich begegne allen gleich, von Mensch zu Mensch“, und weiter: „Meine Angaben hängen in jeder Unterkunft des Inf Bat 65 am Anschlagbrett, zusammen mit den Dienstbefehlen“, so Krauer. Eine Nachricht oder ein Anruf genügt.


Erreichbarkeit der Armeeseelsorge: 0800 01 00 01 oder armeeseelsorge.persa@vtg.admin.ch


 

Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: Schweizer Armee