Schweizer Armee erhält hochentwickelte ABC-Schutzausrüstung aus Frankreich

Die Armee benötigt hochentwickelte ABC-Schutzausrüstung, um ihre Angehörigen vor modernen Kampf- und Gefahrstoffen sowie giftigen Chemikalien zu schützen.

Fast 220’000 solche Einsatz- und Ausbildungsanzüge hat das Bundesamt für Rüstung „armasuisse“ bei einer französischen Firma bestellt. Die ersten sind eingetroffen. Der Rest wird bis Mitte 2026 geliefert.

Atomare, biologische und chemische Kampfmittel (ABC) abzuwehren, ist eine wichtige Fähigkeit der Armee. Dabei stellen freigesetzte Kampf- und Gefahrstoffe sowie terroristische Anschläge mit giftigen Chemikalien die wahrscheinlichsten Bedrohungen dar. Möglich sind jedoch auch technische Unfälle beim Herstellen, Lagern und Transportieren von Gefahrstoffen. Deshalb müssen Armeeangehörige mit Anzügen ausrüstet sein, die sie gegen chemische Kampfstoffe, radiologische und toxische Substanzen, Bakterien, Viren, Toxine und Reizstoffe schützen.

Die Lösung ist die individuelle ABC-Schutzausrüstung (IABCS). Sie besteht aus dem Anzug, der Maske, den Handschuhen und den Überstiefeln. Die ABC-Schutzanzüge hat die Armee letztmals in den Neunzigerjahren beschafft. Diese sind bis heute im Einsatz, obwohl sie bei der Beweglichkeit, Luftdurchlässigkeit und beim Gewicht heutigen Textilien gegenüber entscheidend im Nachteil sind.

Einteilige Overalls schützen besser

Inzwischen sind ABC-Schutzanzüge sowohl in der Beweglichkeit und der Funktionalität als auch beim Schutz erheblich weiterentwickelt worden. Die technologisch neusten Modelle sind einteilige Overalls. Sie schützen die Träger wesentlich besser gegen Kampf- und Gefahrstoffe insbesondere gegen biologische Agenzien (medizinisch hochwirksame, krankmachende Stoffe) sowie Kampfstoffe in Form von Aerosolen (Gemisch von festen oder flüssigen Partikeln in Gasen). Ausserdem sind moderne ABC-Schutzanzüge aus beweglicheren Materialien gefertigt und atmungsaktiver. Das Labor Spiez hat eine Nachbeschaffung der alten Anzüge geprüft und verworfen, weil sie weniger gegen biologische Kampfmittel schützen und sich dieser Schutz nicht nachrüsten lässt.

Fast 30’000 Schutzanzüge erhalten

Das Bundesamt für Rüstung „armasuisse“ hat total 160’000 Einsatzanzüge mit Tarnmuster bestellt. Davon sind bisher über 30’000 Stück geliefert worden und bei der Logistikbasis der Armee (LBA) eingelagert. Sie schützen Armeeangehörige mindestens sechs Stunden vor chemischen Agenzien sowie vor Kontamination (Verunreinigung) und Inkorporation (Aufnahme körperfremder Bestandteile in den Organismus) von radioaktivem Material (Staub, Aerosole) und biologischen Wirkstoffen. Das ist der zurzeit bestmöglich Schutz unter ABC-Bedingungen. Die Schutzleistung bleibt auch unter mechanischer Beanspruchung gewährleistet.

Zudem hat „armasuisse“ 57’000 Ausbildungsanzüge in einfarbigem Oliv bestellt. Die ersten über 3000 Stück sind eingetroffen, ebenfalls bei der LBA eingelagert und werden spätestens ab 2024 für die Ausbildung eingesetzt. Sie bieten keinen ABC-Schutz, entsprechen aber in der Handhabung und von den Klimabedingungen her den Einsatzanzügen.

Rest wird bis 2026 geliefert

Die restlichen 129’000 Einsatz- und 53’700 Ausbildungsanzüge sollen bis Ende 2026 in mehreren Tranchen geliefert werden. Diese kauft „armasuisse“ bei der französischen Firma Paul Boyé Technologies in Labarthe-sur-Lèze bei Toulouse. Dort bezieht auch die Französische Armee ihre ABC-Schutzanzüge.


Der neue Ausbildungsanzug ohne Grundtrageinheit, Helm und Dienstwaffe. (©VBS/DDPS, Clemens Laub)

Der neue Ausbildungsanzug mit Grundtrageinheit, Helm und nicht sichtbarer Dienstwaffe. (©VBS/DDPS, Clemens Laub)

Der neue Einsatzanzug ohne Grundtrageinheit, Helm und Dienstwaffe. (©VBS/DDPS, Clemens Laub)

Der neue Einsatzanzug mit Grundtrageinheit, Helm und auf dem Bild nicht sichtbarer Dienstwaffe ist für den ABC-Bereitschaftsgrad 4 geeignet. Das ist der höchste Bereitschaftsgrad des ABC-Schutzes der Schweizer Armee.(©VBS/DDPS, Clemens Laub)

 

Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: ©VBS/DDPS, Clemens Laub