St.Gallen SG: Grosseinsatzübung SBELLO – Höhlenretter, Hunde und Helikopter im Training

Eingebettet zwischen dem Gamser- und Chäserrugg im Gebiet Plisa fand Mitte September, auf Höhe des mysteriösen Luftbildlochs, die Einsatzübung SBELLO statt, deren Ziel es war, eine vermisste Person im Gebirge zu lokalisieren und zu retten.

Die Übung war mehr als eine Simulation; sie diente als praxisnaher Test für die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen im anspruchsvollen alpinen Gelände. Solche Szenarien sind enorm wichtig, um in einem echten Fall schnell und effizient Hilfe leisten zu können.

Der Name der realitätsnahen Übung «SBELLO» ist ein Zuspruch an die enge Zusammenarbeit zwischen den Höhlenretterinnen und Höhlenrettern (Speleo-Secours Schweiz) und den speziell ausgebildeten Suchhunden (Bello). Im Mittelpunkt der Übung stand ein simuliertes Such- und Rettungsszenario, das darauf abzielte, die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Partnern zu stärken und sich noch besser zu vernetzen.

Unter praxisnahen Bedingungen sollte die interdisziplinäre Zusammenarbeit gestärkt und Wissen erweitert werden. Ziel der Übung war es zudem, einen gemeinsamen Führungsraum der Rettungskräfte zu beziehen und die stete Kommunikation zu gewährleisten.

Von Polizeihundeführern bis zur Höhlenrettung

An der Übung nahmen diverse Mitarbeitende der Kantonspolizei St.Gallen sowie mehrere externe Partner teil. Zudem war ein Polizeihelikopter mit einem dazugehörigen Fliegenden Einsatzleiter notwendig, um die Mitglieder der Alpinen Einsatzgruppe ins Einsatzgebiet zu transportieren. Weiter nahmen Polizeihundeführer mit Personenspürhunden für die Fährtensuche, Drohnenpiloten für die Suche aus der Luft sowie Führungsunterstützer für die Einsatzleitung vor Ort an der Übung teil.


Der Personenspürhund im Einsatz

Als externe Partner waren die Alpine Rettung sowie die Höhlenrettung Speleo-Secours, Region 7, vor Ort. Letztere wurden von der Rega für den Materialtransport und den Einsatz der Ersthilfegruppe unterstützt. Zudem waren das Berggasthaus Gamsalp sowie die Seilbahnen Wildhaus aufgrund der Logistik involviert.

Übung mit vielen Herausforderungen

Als Grundlage für die umfassende Übung SBELLO diente ein realistisches Szenario: Ein passionierter Höhlenforscher wurde als vermisst gemeldet, nachdem er sich in das anspruchsvolle Luftbildloch begeben hatte. Er erhielt zuvor eine belastende medizinische Diagnose und zog sich deshalb in die Abgeschiedenheit der Berge zurück, wo er sich das Leben nehmen wollte. Die Übung erforderte sowohl technische Fähigkeiten als auch zwischenmenschliche Komponenten. Die detaillierte Hintergrundgeschichte, welche die Motivation und den Zustand des Vermissten berücksichtigte, erhöhte die Komplexität des Einsatzes und diente als authentischer Rahmen für die Übungsdurchführung.

Von entscheidender Bedeutung vor Ort, als eine der ersten Aufgaben, war die Einrichtung eines Führungsraums der Einsatzleitung. Hier wurden alle Informationen gesammelt, analysiert und an die beteiligten Einsatzkräfte weitergeleitet. Die Führungsunterstützer fungierten dabei als Kommunikationszentrum und ermöglichten eine koordinierte Planung und Durchführung der Such- und Rettungsmassnahmen.


Der Polizeihelikopter trifft ein

Schwierige Rettung aus Luftbildloch

Die erste Phase der Übung konzentrierte sich auf die Suche nach dem simulierten Vermissten. Die Alpine Rettung legte zusammen mit der Alpinen Einsatzgruppe die Suchstrategie fest und arbeitete mit Suchtrupps inklusive Personenspürhunden zu Fuss, um das Gelände zu durchkämmen. Gemäss Übungsvorgabe war die Suche per Helikopter nicht möglich. Deshalb bot die Einsatzleitung die Drohne auf, welche nach Wetterbesserung das Gelände aus der Luft erkundete und möglichen Hinweisen auf den Aufenthalt des Vermissten nachging. Dank den Ermittlungen der Alpinen Einsatzgruppe und der Unterstützung der alpinen Partnerorganisationen wurde der Vermisste schliesslich im Luftbildloch lokalisiert. Die Höhlenrettung Speleo-Secours der Region 7 wurde alarmiert und mit einer Ersthilfegruppe vor Ort eingeflogen, wo sie sich auf die Erkundung der Höhle vorbereitete.

Dabei bestand die Herausforderung auch in der gegenseitigen Absprache mit der Rettung, da der Vermisste im Besitz einer Waffe war. Die Suche im Luftbildloch war insofern schwierig, da sich die Höhle durch tiefe Schächte, Schnee und enge Mäanderpassagen auszeichnete und besondere Befahrungstechniken der Höhlenretter voraussetzte. Zudem war die Kommunikation vom Luftbildloch nach aussen und somit in die Einsatzzentrale von zentraler Bedeutung.

Nach aufwendiger Suche fanden die Höhlenretter schliesslich den simulierten Vermissten, der sich mit einer Waffe schwer verletzte und nicht mehr ansprechbar war. Er musste so rasch wie möglich aus der Höhle evakuiert werden. Daher wurden die restlichen Retterinnen und Retter der Speleo-Secours aufgeboten. Nachdem sie am Samstagmorgen eintrafen, wurden sie in Gruppen aufgeteilt und richteten die Höhle für den Patiententransport am Nachmittag ein.

Dann konnte es losgehen: Die Speleo-Secours transportierten den Verletzten mit einer speziell konstruierten Bahre und Seilzügen bis an den Fuss des fast 50 Meter tiefen Tageslichtschachts. Dort wurde der Höhlenforscher für den Seilwindentransport der Alpinen Rettung übergeben. Noch vor dem geplanten Zeitpunkt erschienen der Patient und der ihn an der Bahre begleitende Fachspezialist Medizin Höhle an der Oberfläche. Die Zusammenarbeit funktionierte auch hier tadellos.


Nach der Bergung in der Höhle folgt der Transport mit der Seilwinde

Positives Fazit für SBELLO

Die gross angelegte Übung SBELLO war ein voller Erfolg. Alle beteiligten Organisationen konnten ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und ihre Zusammenarbeit verbessern. Die Übung hat gezeigt, dass eine enge Koordination, eine klare Kommunikation und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit entscheidend für den Erfolg eines Einsatzes sind. Die Erkenntnisse aus der Übung werden in Zukunft genutzt, um die Einsatzfähigkeit der beteiligten Organisationen weiter zu verbessern und die Sicherheit im alpinen Gelände zu erhöhen.

  • «Im Rahmen dieser breit angelegten Partnerübung konnten wichtige Erkenntnisse bezüglich Bedürfnissen, Erwartungen und möglichen Unterstützungsleistungen gesammelt werden. Ob Alpinis, ARO oder Speleo-Secours; man verstand sich sofort, da alle aus dem gleichen Berg-Holz geschnitzt sind.» – Andreas Schwarz, Übungsleiter und Rettungschef, Region 7, Speleo-Secours
  • «Es ist wichtig, bei solch angelegten Übungen die verschiedenen Personen der Partnerorganisationen kennenzulernen, damit wir für Einsätze gerüstet sind.» – Beat Oehler, Übungsleiter und Rettungschef Rettungsstation SAC Wildhaus-Amden
  • «Die Übung SBELLO wurde mit einem realitätsnahen und spannenden Szenario erfolgreich durchgeführt. Dabei zeigten die beteiligten Einsatzpartner eindrucksvoll ihre breit gefächerten Fachkenntnisse sowie eine hervorragende Zusammenarbeit über Organisationsgrenzen hinweg. Durch die gezielte Koordination und Bündelung individueller Fähigkeiten konnte ein gemeinsamer Erfolg erzielt werden, der die Stärke und Effizienz der Einsatzgemeinschaft unterstreicht. Die Übung verdeutlichte einmal mehr, wie wichtig abgestimmte Abläufe und gegenseitiges Vertrauen für den Einsatzerfolg sind.» – Andy Scheurer, Einsatzleiter Region 7 und Chef Einsatzabschnitt Höhle, Präsident Speleo-Secours
  • «Unseren Erfolg verdanken wir nicht der Einsatzstärke der Einzelnen, sondern der gezielten Verknüpfung aller vorhandenen Fähigkeiten.» – Fabian Künzler, Übungs-Dienstchef Kantonspolizei St.Gallen
  • «Solche Ereignisse können nur miteinander gelöst werden. Zusammen mit den in die Übung involvierten Partnerorganisationen konnten wir den Vermissten lokalisieren, retten und den Sachverhalt für den Polizeirapport erheben.» – Corsin Honegger, Einsatzleiter und Chef Einsatzabschnitt Ermittlung Kantonspolizei St.Gallen
  • «Je besser man die Perspektiven der Partner – ihre Aufgaben, Rollen und Fallkenntnisse – kennt, desto einfacher und erfolgreicher wird die Zusammenarbeit.» – Roger Pfiffner, Leitung Alpine Einsatzgruppe Kantonspolizei St.Gallen

 

Quelle: Kantonspolizei St.Gallen
Bildquelle: Kantonspolizei St.Gallen

Publireportagen

Empfehlungen

MEHR LESEN